Gamma GT - Ursachen für erhöhte Werte
Gamma-Glutamyltransferase
Die Gamma-Glutamyltransferase im Serum oder Plasma fungiert als empfindlichster Indikator für sämtliche Formen hepatobiliärer Erkrankungen, wobei es in über 95&160;% d.F. zu einem Anstieg der GGT-Aktivität kommt. Im Gegensatz zu den übrigen Leberparametern ist die GGT an Membranen gebunden und steigt schon bei geringfügigen Leberschäden im Serum an. Die größten GGT-Zunahmen sind bei intra- oder posthepatischen Gallengangsobstruktionen festzustellen.
Ferner kann eine GGT-Erhöhung durch bestimmte Arzneien (Barbiturate, Phenytoin) und Alkohol ausgelöst werden. Zudem existiert eine Korrelation zwischen der Höhe der Serumaktivität von GGT und dem Auftreten kardiovaskulärer Krankheiten. Diese beruht mutmaßlich auf GGT in atherosklerotischen Plaques und ihrer Rolle bei der Generierung reaktiver Sauerstoffspezies.
Präanalytik
Als Untersuchungsmaterial dient 0,5 ml Serum oder Heparin- bzw. EDTA-Plasma. Die Enzymaktivität ist im Serum bis zu 7 Tagen bei Raumtemperatur, länger bei 4 °C und über Jahre bei -20 °C stabil. Die biologische Halbwertszeit beträgt 3 bis 4 Tage.
Citrat, Fluorid, Oxalat sowie Glutathion in hohen Konzentrationen und starke Hämolyse hemmen die Aktivität.
Analytik
Die Aktivitätsbestimmung erfolgt bei 37 °C und einem pH-Wert von 7,7 gemäß folgender Reaktion:
- L-γ-Glutamyl-3-carboxy-4-nitroanilid + Glycylglycin ↔ L-γ-Glutamyl-glycylglycin + 5-Amino-2-nitrobenzoat
Die pro Zeiteinheit freigesetzte Menge des gelben 5-Amino-2-nitrobenzoats wird anschließend photometrisch bei 405 nm gemessen. Dabei ist die Geschwindigkeit der Absorptionszunahme der Enzymaktivität direkt proportional.
Referenzbereich
Messung bei 37°C
Bei der Messung im Körpertemperaturbereich gelten die folgenden Referenzwerte:
- Erwachsene:
- Männer: 10-66 U/l
- Frauen: 5-39 U/l
- Jugendliche (13 bis 17 Jahre):
- männliche Jugendliche: < 52 U/l
- weibliche Jugendliche&160;: < 38 U/l
- Kinder:
- von 7 bis 12 Jahren: < 19 U/l
- von 4 bis 6 Jahre: < 26 U/l
- von 1 bis 3 Jahre: < 20 U/l
- Säuglinge (7. bis 12. Lebensmonat): < 39 U/l
- 6. Lebenstag bis 6 Monate: < 231 U/l
- 2. bis 5. Lebenstag: < 210 U/l
- 1. Lebenstag: < 171 U/l
- Frühgeborene: < 292 U/l
Messung bei 25°C
In der Vergangenheit wurden Messungen bei 25°C durchgeführt. Hierfür gelten die nachfolgenden alten Referenzwerte:
- Erwachsene:
- Frauen: 4-18 U/l
- Männer: 6-28 U/l
- Kinder:
- Schul- und Kleinkinder: bis 17 U/l
- 3 Monate bis 1. Lebensjahr: bis 50 U/l
- 3 Wochen bis 3 Monate: bis 83 U/l
- Neugeborene: bis 133 U/l
- Frühgeborene: bis 175 U/l
Die Angaben zum Referenzbereich können variieren, da sie unter anderem von der Analysemethode beeinflusst werden. Im Zweifelsfall ist der vom untersuchenden Labor angegebene Referenzwert maßgebend.
Indikationen
Indikationen zur Bestimmung der GGT-Aktivität sind:
Interpretation
Obwohl der Test eine hohe Sensitivität besitzt, ist seine Spezifität begrenzt, da GGT nicht ausschließlich im Lebergewebe auftritt. Eine isolierte Erhöhung der Gamma-Glutamyltransferase - d.h. bei normalen Werten anderer Leberenzyme - beweist keine Schädigung des Lebergewebes. Die häufigste Verdachtsdiagnose bei diesem Befund ist der Alkoholmissbrauch. Bei chronischem Alkoholismus ist oftmals zusätzlich eine Erhöhung des MCV (Folsäure- und Cobalaminmangel) festzustellen.
Da das Enzym nicht im Knochen oder Muskel vorkommt, sind entsprechende Erkrankungen nicht von einem GGT-Anstieg begleitet. Bei Nierenerkrankungen bleibt die GGT ebenfalls im Normbereich.
Deutliche Erhöhung
Die deutlichsten Erhöhungen treten bei einer Cholestase auf. Dabei zeigt sich gleichzeitig eine Erhöhung der AP. Im Vergleich zur AP beginnt der Anstieg früher und hält länger an. Starke Erhöhungen (> 300 U/l) finden sich beispielsweise bei:
Mäßige Erhöhung
Eine moderate Erhöhung (< 300 U/l) wird zum Beispiel beobachtet bei
- chronisch aktiver Hepatitis
- alkoholischer und nichtalkoholischer Steatohepatitis
- Leberzirrhosen (vor allem bei Alkoholabusus)
- primär biliärer Zirrhose
- Lebertumoren
- Lebermetastasen
- akuter und chronischer Pankreatitis
- Medikamentenintoxikationen und chronischer Einnahme von Antikonvulsiva und Sedativa (beispielsweise Phenobarbital, Phenytoin) sowie anderen Medikamenten (z.B. Thiazide, Anabolika, Thyreostatika, Phenylbutazon, Rifampicin, Marcumar, Cephalosporinen, oralen Kontrazeptiva)
- Exposition gegenüber Toxinen (u.a. Anilinderivate, Chlorkohlenwasserstoffe, Vinylchlorid)
Leichte Erhöhung
Weitere Ursachen einer meist leichten Erhöhung (< 120 U/l) sind:
Eine geringfügige Erhöhung der Gamma-Glutamyltransferase kann auch durch eine genetische Enzymvariante ausgelöst werden.
GGT/AST-Quotient
Mithilfe des GGT/AST-Quotienten lassen sich Lebererkrankungen weiter differenzieren:
- < 1: akute Virushepatitis
- < 2: toxischer Leberschaden
- < 2-3: chronische Hepatitis, Leberzirrhose, akute alkoholische Hepatitis
- > 3-6: alkoholische Zirrhose, akuter Gallengangsverschluss
- > 6: biliäre Zirrhose, chronischer Gallengangsveschluss
- > 12: Hepatozelluläres Karzinom, Lebermetastasen
Wenn die Leberwerte ansonsten im Referenzbereich liegen, ist ein erhöhter Quotient nicht aussagekräftig.