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Urtikaria beim Pferd - trotzdem reiten?

Welche Anzeichen existieren bei Urtikaria?

Urtikaria, auch als Nesselsucht bekannt, löst bei Pferden nicht nur Rötungen und Pruritus aus, sondern kann zudem die Verdauung und die Atemwege negativ beeinflussen. Diese Erkrankung kann Pferde jeglicher Rasse, Geschlechts und Alters betreffen. Die Symptome können sich je nach Intensität und Auslöser unterscheiden. Manchmal bilden sich unvermittelt Quaddeln (flüssigkeitsgefüllt) an Hals, Schulter und seitlichem Brustbereich; ebenso sind Schwellungen im Bereich der Augenlider oder Nüstern denkbar (insbesondere bei Arzneimittelallergien). Die Quaddeln können vereinzelt oder in großer Zahl auftreten und hinsichtlich Größe und Form variieren. Bei starker Ausprägung der Nesselsucht können Schmerzen und starker Juckreiz auftreten. Das allgemeine Wohlbefinden des Tieres kann beeinträchtigt sein. Deutliche Schwellungen am Kopf werden als »Nilpferdkopf« bezeichnet. Fieber und Dyspnoe können ebenfalls als Symptome auftreten. Charakteristisch für eine Kontaktallergie sind nässende Ekzeme, gerötete Hautpartien, Haarausfall oder dunkle Verfärbungen des Fells. Typisch für eine Futtermittelallergie: Ausschlag oft im Analbereich, Scheuern an der Schweifrübe, Diarrhoe oder Koliken.

Wodurch wird Nesselfieber ausgelöst?

»Bei einem Nesselfieber-Patienten ist das Immunsystem aus der Balance geraten«, erläutert Dr. Ulrike Häusler-Naumburger. In solchen Fällen richten sich die Abwehrkräfte des Körpers in übermäßigem Maße gegen bestimmte Substanzen, sogenannte Allergene. Diese Stoffe, die eigentlich harmlos sind, werden vom Immunsystem fälschlicherweise als gefährlich eingestuft. Wenn ein Pferd erstmals mit einem Allergen in Kontakt kommt (Erstkontakt), produziert der Organismus spezifische Antikörper. Dieser anfängliche Kontakt verläuft in der Regel ohne erkennbare Symptome. Die allergische Reaktion tritt erst beim Zweitkontakt auf: Immunabwehrzellen, bekannt als Mastzellen, tragen die Antikörper gegen das Allergen auf ihrer Oberfläche. Dadurch erkennen sie dieses innerhalb weniger Augenblicke und initiieren in der Regel eine rasche und heftige Abwehrreaktion, indem sie Botenstoffe freisetzen, die eine Entzündung auslösen.

Gerhards

Hautquaddeln entwickeln sich oft an Hals, Schulter und seitlicher Brustregion.

Allergene können beispielsweise in Pflanzen vorkommen. Jedoch verursachen besonders häufig Unverträglichkeiten gegenüber üblichen Futtermitteln oder deren Inhaltsstoffen eine Nesselsucht. Viele Experten sehen einen Proteinüberschuss als Ursache für Nesselfieber. Grüner Roggen und andere proteinreiche Kraftfutterarten können demnach die Reaktion auslösen, ebenso wie Sojabohnen, junges Grünfutter oder Luzerne-Klee-Heu.

Urtikaria zu Beginn der Weidesaison

Auch bei plötzlichen Futterumstellungen besteht Gefahr. So tritt Nesselfieber überdurchschnittlich oft zu Beginn der Weidesaison auf, wenn die Pferde unerwartet frisches Gras zu sich nehmen. Erhalten sie eine neue Getreidesorte oder Heu aus einer neuen Lieferung, können manche Pferde schnell mit Quaddeln bedeckt sein. Auch Schimmelpilzgifte im Futter können die Ursache sein. Die Pferdehaut kann auch auf Insektengift oder -speichel, beispielsweise von Bienen oder Kriebelmücken, überempfindlich reagieren, wenn dieser durch Stiche übertragen wird. Bei einer sogenannten Kontaktallergie gelangt das Allergen quasi beiläufig in die Haut - beispielsweise, wenn das Pferd ein Lederpflege- oder Deckenwaschmittel nicht gut verträgt. »Manchmal reichen schon herkömmliche Pflegemittel aus, um die Allergie hervorzurufen«, stellt Dr. Häusler-Naumburger fest. Bei einer Arzneimittelallergie gelangen die Allergene nicht immer über die Haut in den Körper. Neben Salben, Gels oder Tinkturen zum Einreiben können sie auch in Präparaten enthalten sein, die unter das Futter gemischt oder unter die Haut, in den Muskel oder die Vene injiziert werden. Insbesondere Antibiotika sind als Allergieauslöser bekannt. Auch entzündungshemmende Medikamente, Plasmaexpander oder Antiparasitika können gelegentlich Nesselfieber verursachen. Grundsätzlich kann jedes Medikament die Krankheit auslösen. Auch Impfstoffe können mitunter diese Hautallergie hervorrufen.

Weitere Allergene stammen aus der Luft. Frühjahrspollen machen zusammen mit dem frischen, eiweißreichen Gras den Beginn der Weidezeit zur Hochsaison für Nesselfieber. Aber auch auf Stallstaub können Pferde mit Hautreaktionen reagieren. Obwohl in den meisten Fällen Allergene die Quaddeln verursachen, kann Nesselfieber auch durch Sattel- oder Geschirrdruck entstehen. Aufgrund der Vielzahl an möglichen Auslösern ist es im Einzelfall schwer, die genaue Ursache zu ermitteln. In der Regel versucht der Veterinärmediziner, dem Allergen auf den Grund zu gehen, indem er den Pferdebesitzer nach Veränderungen in der Fütterung und Haltung des Tieres befragt - leider oft ohne Erfolg. Eine Sonderstellung nehmen Nesselausschläge ein, die in Verbindung mit anderen Erkrankungen auftreten. Hier muss die Ursache der Grunderkrankung ermittelt werden. So können bei Verdauungsstörungen im Darm freigesetzte Toxine Nesselfieber auslösen. Auch Druse und andere fieberhafte Erkrankungen können mit Nesselsucht einhergehen. Bei manchen Pferden kündigt der Ausschlag sogar das gefährliche Petechialfieber an.

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