Therapie der Pankreatitis
Die akute Bauchspeicheldrüsenentzündung
Physische Befundaufnahme
Die Betroffenen präsentieren bei der physischen Begutachtung einen geminderten allgemeinen Gesundheitszustand. Beim Abtasten des Abdomens wird bei über der Hälfte, präziser bei sechzig Prozent der Patienten, eine prall-elastische Bauchdeckenspannung bemerkt (ein Zustand, der als „Gummibauch' bekannt ist). Basiert die Erkrankung auf einer biliären Ätiologie, so wirkt der Betroffene ikterisch, und die Skleren (das Augenweiß) sind oft grünlich getönt. Die intestinalen Geräusche erweisen sich zumeist als spärlich, was auf einen sich anbahnenden paralytischen Ileus hindeutet.
Eher selten werden grünlich-bräunliche kutane Verfärbungen im Flankenbereich (bekannt als „Grey-Turner-Zeichen'), um den Nabel (das „Cullen-Zeichen') oder im Leistenbereich (das „Fox-Zeichen') beobachtet. Derartige Blutergüsse sind ein deutlicher Hinweis auf eine gravierende, nekrotisierende entzündliche Reaktion, deren Verlauf in Bezug auf die Prognose äußerst ungünstig ist.
Laborparameter
Die Erhöhung des Pankreaslipasespiegels im Blutserum, und zwar auf mindestens das Dreifache des oberen Referenzwertes, stellt in Kombination mit den charakteristischen klinischen Symptomen einen eindeutigen Beweis für die Diagnose einer akuten Pankreatitis dar. Die Analyse der α-Amylase hingegen besitzt eine unzureichende Spezifität, um die Diagnosestellung vollständig abzusichern.
Liegt eine biliäre Genese vor, so manifestieren sich erhöhte Werte bei den korrespondierenden Cholestaseparametern (z.B. Gamma-GT, AP, sowie direktes Bilirubin). Des Weiteren ist es indiziert, die Transaminasen, insbesondere AST und ALT, zu ermitteln. Für die Ätiologie-Forschung ist die Analyse der Triglyceride und des korrigierten Serumkalziums zwingend angezeigt.
Sollten die Werte von C-reaktivem Protein (CRP) oder Laktatdehydrogenase (LDH) persistieren oder wiederholt ansteigen, so sollte der Verdacht auf eine nekrotisierende Pankreatitis aufkommen. Jedoch vermögen die absoluten Werte von Lipase und Amylase keinerlei Aufschluss über den Schweregrad oder die prognostische Einschätzung der Erkrankung zu geben.
Für die prognostische Einschätzung werden unter anderem die nachstehenden Laborparameter herangezogen:
Des Weiteren empfiehlt es sich, die Werte für Blutzucker, Serumkreatinin und Serumharnstoff zu ermitteln.
Diagnostische Bildgebung
Ultraschalluntersuchung
Die Ultraschalluntersuchung des Abdomens gilt als essenzieller Bestandteil der initialen Diagnostik. Gallensteinleiden, sei es in der Gallenblase oder den Gallengängen, können durch Sonographie erfasst werden und legen somit eine biliäre Genese nahe. Hinweise auf eine chronische Entzündung, wie etwa Verkalkungen oder Pankreaspseudozysten, legen verstärkt den Schluss auf eine alkoholisch bedingte Pankreatitis nahe. Obwohl das Vorhandensein einer ödematösen Schwellung in etwa sechzig Prozent der Situationen feststellbar ist, wird die Organbeurteilung häufig durch den begleitenden Meteorismus beeinträchtigt.
Aufgrund der intrapankreatischen Aktivierung der digestiven Enzyme kommt es unter anderem zu einer Extravasation von Flüssigkeit. Demzufolge gilt peripankreatische freie Flüssigkeit als ein charakteristisches sonographisches Indiz für eine akute Pankreatitis.
Nekrotische Bereiche lassen sich häufig mittels Kontrastmittel-unterstützter Sonographie detektieren.
Die Endosonographie repräsentiert das empfindlichste Verfahren für die Detektion von Gallengangssteinen, tumorösen Stenosen oder dem Vorhandensein eines Pankreas divisum. Diese Untersuchung zählt zur Standardprozedur, insbesondere wenn die Ätiologie einer akuten Pankreatitis ungeklärt verbleibt. Zusätzlich wird die Endosonographie nach einer idiopathischen Pankreatitis herangezogen, um eine Choledocholithiasis oder eine etwaige Raumforderung im Pankreas auszuschließen.
Endosonographische Darstellung bei akuter Entzündung der Bauchspeicheldrüse
Magnetresonanztomografie (MRT)
Sollte ein (endo-)sonographischer Befund unklar sein, so erfolgt die detaillierte Beurteilung des Gallengang- und Pankreasgangsystems mittels Magnetresonanztomographie (MRT) oder der Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie (MRCP). Außerdem dienen diese bildgebenden Verfahren der Exklusion von soliden oder zystischen Raumforderungen.
Computertomografie (CT)
Die kontrastmittelverstärkte Computertomographie ist zur Sicherung der Diagnose und bei einem vorhandenen Komplikationsverdacht nur dann indiziert, wenn die Abdomensonographie keine unzweideutigen Resultate erbringt. Eine verfrühte Bildgebung zum Aufspüren von Nekrosearealen mittels CT bietet keinen zusätzlichen diagnostischen oder therapeutischen Nutzen. Demzufolge sollte sie frühestens nach Ablauf von drei Tagen ab Symptombeginn vorgenommen werden.
In Abhängigkeit von ihrer Lage und Ausdehnung werden Nekroseherde entweder sonographie- oder CT-gesteuert punktiert, um eine mögliche Infektion nachzuweisen und bei Bedarf eine erregerspezifische antibiotische Behandlung zu initiieren.
Kriterien zur Diagnosestellung
Zur Feststellung einer akuten Pankreatitis bedarf es des Vorliegens von mindestens zwei der drei nachfolgenden Kriterien &91;1&93;:
- Ein charakteristisches klinisches Bild, gekennzeichnet durch abrupt einsetzende, persistierende und oft gürtelförmig ausstrahlende Oberbauchschmerzen.
- Eine Steigerung des Pankreaslipase-Wertes im Serum auf mindestens das Dreifache des oberen Referenzbereiches.
- Auffällige oder charakteristische Ergebnisse in bildgebenden Untersuchungen.