Emsüberführung Meyer Werft
Unter großer Beobachtung hat das brandneue Kreuzfahrtschiff Disney Destiny die Fertigungshalle der Meyer Werft in Papenburg verlassen.
Stück für Stück verlässt das neue Kreuzfahrtschiff „Disney Destiny' das Baudock der Meyer Werft in Papenburg.
Foto: picture alliance/dpa | Lars Penning
Am 9. August war es so weit: Die Meyer Werft in Papenburg lässt das frische Kreuzfahrtschiff „Disney Destiny' auslaufen. Für die Werft, die zuletzt wirtschaftlich in schwierigem Fahrwasser war, ist das Manöver mehr als reine Routine. Es ist ein Schritt, der Technik, Handwerk und Zukunftshoffnung vereint. Ab 8:30 Uhr wurde das ungefähr 340 Meter lange LNG-Kreuzfahrtschiff mithilfe von Schleppern aus dem Baudock in den Werfthafen befördert.
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Rückblick: Die intensive Bauphase begann 2024
Am 20. März 2024 wurde der Neubau feierlich auf Kiel gelegt - ein traditionsreicher Augenblick, der den Einstieg in die heiße Bauphase markierte. Nur drei Wochen früher hatte ein weiteres Kapitel begonnen: Die erste Maschinenraumsektion, die seit Ende 2023 auf der Neptun Werft in Rostock im Bau war, machte sich auf den Weg nach Papenburg.
Dieses sogenannte „FERU'-Modul (Floating Engine Room Unit) misst 140 Meter in der Länge, wiegt ca. 10.000 Tonnen und war bei der Abfahrt bereits mit den MAN-Hauptmotoren und den LNG-Tanks für den Treibstoff ausgestattet. Teile der Schiffstechnik waren ebenfalls schon installiert.
Transport nach Papenburg
Der Transport erfolgte am 12. April 2024 durch den Nord-Ostsee-Kanal - eine logistische Meisterleistung, da die Sektion mit rund 40 Metern gut acht Meter breiter war als erlaubt. Dafür musste eine Sondergenehmigung eingeholt werden. Die Alternative, wie 2022 bei der „Disney Treasure' über Skagerrak und Nordsee zu fahren, wäre länger und risikoreicher gewesen.
Mit der Ankunft der FERU begann für die „Disney Destiny' die gleiche Bauintensität, die zuvor bei der „Disney Treasure' ihren Höhepunkt fand. Es ist das dritte Schiff der sogenannten Triton-Klasse - einer Baureihe, die 2020 mit der „Disney Wish' ihren Anfang nahm. Laut Reederei wird Minnie Mouse als Leitfigur das Schiff schmücken. Die Kreuzfahrtriesen dieser Klasse messen 144.000 BRZ, sind 340 Meter lang und bieten Platz für ca. 3.500 Passagiere. Ihr Einsatzgebiet: der US-Markt.
Video vom Bau des Kreuzfahrtschiffs
Im Januar 2025 hat Disney Cruise Line ein Video zum Baufortschritt der Disney Destiny auf der Meyer Werft in Papenburg veröffentlicht. Im Zeitraffer-Video ist zu sehen, wie der Neubau mit jeder Sektion zunimmt.
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Zurück in die Gegenwart: Zeitplan bis zur Emsüberführung
Nach dem Ausdocken am 9. August verbleibt die „Disney Destiny' zunächst im Werfthafen, um letzte Arbeiten auszuführen. Anfang September folgt die Emsüberführung in Richtung Nordsee - ein weiteres Spektakel, das traditionell viele Schaulustige anzieht.
Über den Atlantik fährt das Kreuzfahrtschiff vorerst ohne Gäste. Ende September oder Anfang Oktober steht die Übergabe an die Reederei an. Die Eröffnungsfahrt mit Passagieren beginnt am 20. November von Fort Lauderdale, Florida, zu den Bahamas.
Disney Destiny dockt aus: Noch ist ein Teil des neuen Kreuzfahrtschiffs zu sehen.
Foto: picture alliance/dpa | Lars Penning
Kreuzfahrtschiff mit Disney-Motto „Helden und Bösewichte'
Wie bereits erwähnt, ist die „Disney Destiny' das dritte Schiff der sogenannten Wish-Klasse, das von der Meyer Werft Papenburg gebaut wurde. Zwei weitere Schiffe folgen 2027 und 2028. An Bord finden ca. 4.000 Gäste Platz. Es gibt 1.256 Kabinen, darunter die „Destiny Tower Suite' im Stil von Iron Man.
Im Atrium heißt eine Statue von Black Panther die Gäste willkommen, am Heck thront Spider-Man mit seinen „Spiderbots'. Das Freizeitangebot umfasst zwei Kinos, diverse Themenrestaurants, Disney-Musicals, zehn Pools und Wasserspielbereiche. Eine besondere Attraktion ist eine Wasserrutsche mit Film-Animationen, die sich über das Schiff erstreckt.
Ganz unverkennbar ein Disney-Schiff. Noch ist die Destiny in der Werfthalle.
Foto: picture alliance/dpa | Lars Penning
LNG-Antrieb und Schiffstechnik
Die „Disney Destiny' fährt mit Flüssigerdgas (LNG), das sauberer verbrennt als Schweröl. Der Antrieb erfolgt über zwei Propellergondeln, unterstützt von vier Querstrahlsteueranlagen für akkurate Hafenmanöver. Die Maschinenleistung beträgt 63.000 Kilowatt - ausreichend für eine Maximalgeschwindigkeit von 44 km/h.
Mit einer Länge von 341 Metern, einer Breite von 40 Metern und einer Vermessung von 144.000 BRZ gehört die „Disney Destiny' zu den größten Kreuzfahrtschiffen, die jemals in Deutschland gebaut wurden.
Ein Kennzeichen der Disney-Kreuzfahrtschiffe sind ihre musikalischen Schiffshörner. Die „Disney Destiny' spielt neben bekannten Melodien wie „Circle of Life' oder dem „Spider-Man'-Titelsong auch Musikstücke aus „Die Unglaublichen', „Hercules' und „101 Dalmatiner'.
Technische Daten der „Disney Destiny'
Schiffstyp: Kreuzfahrtschiff (Wish-Klasse)
Reederei: Disney Cruise Line
Werft: Meyer Werft, Papenburg
Baunummer: S. 706
Länge: 341 m
Breite: 40 m
Tiefgang: 9 m
Vermessung: 144.000 BRZ
Antrieb: LNG (verflüssigtes Erdgas), 2 Propellergondeln
Maschinenleistung: 63.000 kW
Höchstgeschwindigkeit: 24 kn (44 km/h)
Besatzung: ca. 1.606 Personen
Passagierkapazität: ca. 4.116 Gäste
Kabinen: 1.254
Indienststellung: geplant am 20. November 2025
Heimathafen: Nassau, Bahamas
Bedeutung für die Meyer Werft Papenburg
Für die Meyer Werft ist die „Disney Destiny' Teil einer strategisch bedeutsamen Auftragsserie. Neben diesem Neubau gehören dazu auch der Umbau der „Disney Adventure' (2025) und künftige Schiffe bis 2028.
Allerdings: Nach 2031 sind die Auftragsbücher aktuell leer. Das bereitet Sorgen - nicht nur den 3.500 Beschäftigten der Werft, sondern ebenfalls den Zulieferbetrieben. Rund 20.000 Arbeitsplätze sind in der Region direkt oder indirekt vom Kreuzfahrtschiffbau abhängig.
Ein Feuerwerk für das neue Kreuzfahrtschiff „Disney Destiny' der Meyer Werft in Papenburg.
Foto: picture alliance/dpa | Lars Penning
Aus der Krise gerettet
Noch 2024 stand die Meyer Werft kurz vor dem Konkurs, mit 2,8 Milliarden Euro Schulden. Der Bund beteiligte sich als Anteilseigner, Niedersachsen unterstützte finanziell. Kanzler Olaf Scholz versprach beim Werftbesuch: „Wir lassen euch mit euren Sorgen nicht allein.'
Wirtschaftsminister Robert Habeck musste anfangs überzeugt werden, da Kreuzfahrtschiffe nicht zum Schwerpunkt seiner Partei zählen. Aber für Papenburg und die maritime Wirtschaft in Deutschland ist der Kreuzfahrtschiffbau ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.
Neuer Kurs mit neuer Führung
Nach der Rettung wechselte die Führung. Bernard Meyer trat zurück, Bernd Eikens und Ralf Schmitz übernahmen. Sie setzen auf einen „konsequenten Sanierungspfad' - inklusive Stellenabbau. Das führte zu Konflikten mit dem Betriebsrat, mittlerweile hat man sich jedoch wieder angenähert, heißt es.
Der Bund plant, seine Anteile 2028 wieder zu veräußern. Ob sich bis dahin ein neuer Investor findet, ist fraglich. Ministerpräsident Olaf Lies warnt vor Debatten, die die Stabilität der Werft gefährden könnten.
Ein Beitrag von:
Dominik Hochwarth
Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.