Haarriss in der Kniescheibe
Was ist eine Fissur?
Ein Haarriss, häufig als Fissur bezeichnet, stellt eine (meist nur mikroskopisch erkennbare) winzige Durchtrennung im knöchernen Gefüge dar. Dies impliziert, dass die knöcherne Struktur keine vollständige Unterbrechung erfahren hat. Nichtsdestoweniger vermag eine Kumulation solcher Risse (Fissuren) die umfassende Festigkeit des betroffenen Knochensystems erheblich zu mindern. Der entsprechende medizinische Fachterminus, nämlich Fissura ossium, beschreibt den Haarriss des Knochens, welcher als die geringfügigste Ausprägung einer knöchernen Fraktur gilt.
Wie bilden sich Haarrisse?
Haarrisse innerhalb des Knochengewebes bilden sich gewöhnlich infolge von kontinuierlicher, oft lokalisierter, übermäßiger Beanspruchung aus und können als Vorzeichen (oder Prädiktoren) eines Ermüdungsbruchs fungieren. Eine unzureichende muskuläre Stabilität in der Region des betroffenen Knochens kann die Entstehung (bzw. das Auftreten) von Haarrissen maßgeblich fördern. Bei Sportlern, insbesondere Langstreckenläufern, treten Fissuren (Haarrisse) vermehrt im Bereich des Unterschenkels sowie des Mittelfußes auf, da die dortige Beanspruchung während alpiner Läufe (Bergläufe) und Geländeläufe (Trailläufe) überdurchschnittlich hoch ausfällt.
Wie wird eine Fissur therapiert?
Die Ermittlung der adäquatesten Therapie für einen Haarriss, speziell wenn er die untere Extremität (d.h. Fuß, Wade, Oberschenkel) betrifft, stellt sich als keine unkomplizierte Angelegenheit dar. Es gilt als belegt: Eine nicht vollends regenerierte Knochenstruktur neigt dazu, bei einer folgenden Überbeanspruchung wieder zu frakturieren - dies ereignet sich nicht exklusiv bei Freizeitsportlern, sondern ebenso bei professionellen Athleten. Deshalb sollte auf lange Sicht mittels einer detaillierten Bewegungsanalyse eruiert werden, aus welchem Grund die Beanspruchung in einem spezifischen Knochen oder einem individuellen Muskel derart signifikant erhöht ist.
Eine Fissur (Haarriss) wird oft erst nach einem prolongierten, unspezifischen Schmerzverlauf durch ein Röntgenbild oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) festgestellt. In etlichen Situationen genügt eine temporäre Schonung des involvierten Knochens für einen Zeitraum von rund sechs Wochen (ca. 1,5 Monate). Gleichzeitig ist es ratsam, mit spezifischen Stabilisationsübungen für die angrenzende Muskulatur zu starten oder aber die Muskelpartien gezielt zu kräftigen, deren Insuffizienz zur Überbeanspruchung des lädierten Knochens beigetragen hat.
In spezifischen Situationen erachten Mediziner es als sinnvoll, mittels eines operativen Eingriffs eine kleine fixierende Schraube in den lädierten Knochen zu inkorporieren. Der resultierende Therapieerfolg erweist sich hierbei jedoch nicht als signifikant überlegen gegenüber einer konservativen Genesungsmethode.
Im Verlauf der Genesungsperiode ist es Ihnen möglich, Ihren Muskelapparat beispielsweise durch isometrische Kontraktionsübungen zu stärken. Konkret bedeutet dies, dass ein Muskelareal bewusst kontrahiert wird, allerdings ohne eine tatsächliche Bewegung auszuführen. Hierdurch wird der Muskelapparat gestärkt, ohne gleichzeitig eine gravierende Biegebelastung auf den lädierten Knochen auszuüben. Maximal nach einem Zeitraum von sechs bis zwölf Wochen ist die Knochenstruktur erneut vollumfänglich beanspruchbar, was Ihnen die Möglichkeit eröffnet, das Lauftraining fortzusetzen.
Welche Trainingsmethoden unterstützen bei einem Haarriss im Unterschenkel?
Die definitive Festlegung der zulässigen Belastung nach einer Haarrissfraktur obliegt grundsätzlich dem zuständigen behandelnden Mediziner. Sobald der Unterschenkel als trainingsstabil erachtet wird oder eine mindestens fünfzigprozentige Teilbelastung gestattet ist, eröffnen sich Ihnen verschiedene Trainingsmöglichkeiten. Ihre vordere Oberschenkelmuskulatur kann beispielsweise mittels des Beinstreckers oder durch die isolierte Kniestreckung konditioniert werden. Im Vierfüßlerstand ist es zudem möglich, den Rumpf zu stärken, und die hintere Oberschenkelmuskulatur lässt sich effektiv mit der Übung "Brücke auf dem Ball" kräftigen.
Im Moment, da das Bein wieder vollumfänglich beanspruchbar ist, empfiehlt sich eine Stabilisierung der gesamten Beinmuskulatur, die primär über die Sprunggelenke initiiert werden sollte. Starten Sie dabei mit spezifischen Übungen wie beispielsweise dem "Gewölbebauer" oder dem "Fersenheber":
Im fortgeschrittenen Heilungsverlauf ist es Ihnen dann möglich, das Trainingsniveau zu intensivieren und von der Standwaage zu gewichteten Ausfallschritten sowie Kniebeugen überzugehen:
Ihr zuständiger Physiotherapeut ist befugt, Ihnen sowohl die bereits erwähnten als auch zusätzliche Übungsformen zu demonstrieren.