Thesaurierend versus ausschüttend
Unterschiede zwischen thesaurierenden und ausschüttenden ETFs - wie kennzeichnen sie sich?
ETFs sind entweder thesaurierend oder ausschüttend - doch was unterscheidet sie für Investoren? Bei Fonds, die Erträge ansammeln, werden die Erlöse nicht an den Kapitalgeber ausbezahlt, stattdessen werden sie unmittelbar wieder in dieselben Fondsanteile reinvestiert. Dadurch steigert sich der Wert des Wertpapierdepots um den Betrag der ausgeschütteten Gewinne. Eine zusätzliche Anweisung zur Reinvestition ist nicht erforderlich, da sie automatisch erfolgt. Für Sparer, die einen langfristigen Vermögensaufbau anstreben, stellen thesaurierende ETFs, insbesondere in Verbindung mit einem ETF-Sparplan, eine vorteilhafte Wahl dar.
Im Gegensatz dazu werden bei Fonds, die Ausschüttungen vornehmen, die Gewinne an die Inhaber der Fondsanteile ausbezahlt. Diese Dividenden werden von den Fondsgesellschaften entweder jährlich, manchmal aber auch monatlich oder vierteljährlich an die Kapitalgeber verteilt. Anschließend steht es den Investoren frei, ob sie die erzielten Renditen in Aktienindizes oder andere Investmentoptionen anlegen oder das Geld als zusätzliches Einkommen betrachten wollen.
Besteuerung von thesaurierenden und ausschüttenden Investmentfonds
Seit der Novellierung des Investmentsteuergesetzes im Jahre 2018 ist die Besteuerung von ausschüttenden und thesaurierenden ETFs nahezu identisch. Dennoch existieren einige Besonderheiten, über die Anleger informiert sein sollten.
Gemäß der Gesetzesänderung wird für sämtliche ETFs, ob sie Erträge ansammeln oder ausschütten, die sogenannte Vorabpauschale angewendet. Diese errechnet sich aus der Multiplikation des Wertes der Fondsanteile zu Jahresbeginn mit dem Basiszins. Von dieser Summe wird eine Kostenpauschale in Höhe von 30 Prozent abgezogen. Der Basiszins wird jährlich vom Bundesfinanzministerium publiziert. Sollte die tatsächliche Wertsteigerung des Fonds geringer ausfallen als die Vorabpauschale, dient dieser niedrigere Wert als Grundlage für die Steuerberechnung. Bei thesaurierenden Fonds entfällt die Steuerpflicht, falls zum Ende des Jahres keine positive Wertentwicklung verzeichnet wurde. Bei ausschüttenden Fonds sind in einem solchen Szenario lediglich 70 Prozent der Erträge steuerpflichtig. Des Weiteren wird bei ausschüttenden Fonds die erhaltene Dividende berücksichtigt, was die Vorabpauschale entsprechend reduziert. Bei den Ausschüttungen werden außerdem alle Abgaben bereits bei der Auszahlung eingezogen, vorausgesetzt der Investor überschreitet den Sparerfreibetrag. Die Erträge aus ausschüttenden Fonds sind somit voll steuerpflichtig, es sei denn, es greift eine Teilfreistellung. Unabhängig davon, ob ein ETF thesaurierend oder ausschüttend ist, gilt ein Steuerfreibetrag von 801 Euro.
Kostenloses E-Book
RICHTIG INVESTIEREN
Melden Sie sich jetzt für unseren kostenlosen Investoren-Newsletter an.
Thesaurierende oder ausschüttende ETFs - welche Art der Geldanlage ist vorteilhafter?
Wer sich für die Geldanlage in Wertpapiere entschieden hat, steht vor der Entscheidung, ob er sein Kapital lieber in thesaurierende oder ausschüttende ETFs investieren soll. Viele Anleger sind daher unsicher, ob sie mit einem Sparplan auf passive Investments in Aktienindizes setzen oder sich aktiv mit Reinvestitionen, Kursgewinnen und dem Geschehen an der Börse beschäftigen möchten. Hierfür gibt es jedoch keine allgemeingültige Empfehlung, da diese Wahl maßgeblich von der Anlagestrategie und den individuellen Zielen des Investors abhängt. Wenn Sie sich unsicher sind, welche Anlagestrategie die passende für Sie ist, empfiehlt es sich, vorab eine Anlageberatung in Anspruch zu nehmen, um die entscheidenden Fragen zu klären.
Pluspunkte und Minuspunkte von thesaurierenden ETFs
Thesaurierende ETFs bieten Anlegern verschiedene Vorteile. Erstens ermöglicht die Reinvestition eine Kostenersparnis: Durch die automatische erneute Anlage der Dividenden entstehen keine zusätzlichen Gebühren für den Erwerb neuer Fondsanteile. Darüber hinaus profitieren Sie bei einem thesaurierenden ETF vom Zinseszinseffekt. Das bedeutet, Sie erzielen einen kontinuierlichen Wertzuwachs und damit einen langfristigen Vermögensaufbau, ohne sich selbst aktiv und zeitaufwendig um die Reinvestition kümmern zu müssen. Dieser Wertzuwachs resultiert bei thesaurierenden ETFs auch aus einer potenziell höheren Rendite. Denn seit der Gesetzesreform im Jahr 2018 fällt für die Besteuerung dieser Fonds lediglich die Vorabpauschale an. So profitieren Kapitalgeber vom Vorteil der Steuerstundung. Dies führt im Vergleich zu ausschüttenden Fonds zu einer leicht höheren Gesamtrendite.
Der gravierendste Nachteil der Reinvestition besteht darin, dass die Verwendung der Erträge bei thesaurierenden Fonds nicht so flexibel gehandhabt werden kann wie bei ausschüttenden ETFs. Hier können die Kursgewinne nämlich nicht frei für neue Anlagen oder anderweitige Investitionen eingesetzt werden, sondern stehen aufgrund der automatischen Reinvestition nicht unmittelbar zur Verfügung. Auf das angelegte Kapital kann also zunächst nicht zugegriffen werden. Dies erhöht bei Thesaurierern ebenfalls das Verlustrisiko, da bei fallenden Kursen alle Gewinne erneut investiert werden.
Zusätzlich ist bei thesaurierenden Fonds die Vorabpauschale zu berücksichtigen. Sollte diese den Sparerfreibetrag übersteigen, müssen Anleger die Differenz begleichen, weshalb stets ein gewisser Geldbetrag auf dem Verrechnungskonto verbleiben sollte.
Wie vorteilhaft sind monatlich ausschüttende ETFs?
Monatlich ausschüttende ETFs offerieren Anlegern primär den Vorteil, dass sie durch die Dividendenerträge regelmäßige Geldeingänge verzeichnen. Diese können als passive Einkommensquelle genutzt werden. Das Kapital kann selbstverständlich auch weiterhin für den Fondssparplan verwendet oder flexibel in alternative Anlageformen investiert werden. Durch diese Flexibilität eignen sich ausschüttende ETFs im Vergleich zu thesaurierenden Fonds besonders gut zur Vermögensdiversifizierung, was das Anlagerisiko mindert. So ist es beispielsweise durch eine strategische Wiederanlage der Dividenden möglich, eine solide Rendite zu erzielen. Steuerlich gesehen bieten ausschüttende Fonds den Vorteil, dass keine Vorabpauschale einkalkuliert werden muss, da die Erträge bereits nach Versteuerung an den Anleger ausgezahlt werden. Aus diesem Grund muss bei diesen Fonds im Gegensatz zur thesaurierenden Variante kein Geld auf dem Verrechnungskonto für die Vorabpauschale reserviert werden.
ETFs, die nicht thesaurierend, sondern stattdessen monatlich ausschüttend sind, weisen jedoch auch Nachteile für Kapitalgeber auf. Hinsichtlich der Besteuerung kommt hier der Vorteil der Steuerstundung nämlich nicht zum Tragen. Dies resultiert daraus, dass die Ausschüttungen automatisch voll versteuert werden, sobald sie den Sparerfreibetrag von 801 Euro übersteigen.
Wer in ausschüttende ETFs investiert, profitiert zudem nicht automatisch vom Zinseszinseffekt, wie es bei Thesaurierern der Fall ist. Möchte er dies dennoch erreichen, muss der Investor seine Erträge eigenständig erneut anlegen. Dies bringt zusätzliche Gebühren und Transaktionskosten mit sich, was die Wertsteigerung im Vergleich zu thesaurierenden ETFs verringert. Darüber hinaus bedeuten ausschüttende ETFs auch einen organisatorischen Aufwand für den Anleger, da dieser sich regelmäßig damit auseinandersetzen muss, wie er sein Kapital investieren möchte, und dafür neue Investitionsmöglichkeiten recherchieren muss.
Synthetische oder physische ETFs
Anlegerentscheidung:usschüttende oder thesaurierende ETFs?
Ob Sie für Ihre Geldanlage besser auf thesaurierende oder ausschüttende ETFs setzen sollten, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Beide Anlageformen bergen sowohl Vor- als auch Nachteile. Dennoch sollten Sie sich zunächst darüber klarwerden, welcher Anlegertyp Sie sind und in diesem Zusammenhang auch Ihr Anlageziel, die angestrebte Rendite und Ihre persönliche Risikobereitschaft in Ihre Entscheidung einbeziehen. Möchten Sie einen Sparplan nutzen und damit langfristig den Wert Ihres Portfolios steigern oder möchten Sie Ihre Finanzen durch zusätzliche Einnahmen aus den ETFs aufbessern? Je nachdem ist ein ausschüttender ETF besser für Sie geeignet als ein thesaurierender ETF.