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Bei Halsschmerzen zum ärztlichen Bereitschaftsdienst

Entzündung der Gaumenmandeln

Die Hauptziele bei der Behandlung einer akuten Rachenmandelseuche sind die Erleichterung der Beschwerden sowie die Verhinderung von Folgeerkrankungen. Zu diesem Zweck können, insbesondere während der ersten drei Tage nach Einsetzen der Symptome, nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Paracetamol verwendet werden. Des Weiteren ist es essenziell, auf körperliche Ruhe und eine adäquate Flüssigkeitszufuhr zu achten. Gegebenenfalls können auch fiebersenkende Maßnahmen (wie Medikamente, kühle Wadenwickel usw.) zur Anwendung gelangen.

Der natürliche Verlauf einer akuten Mandelentzündung ist zumeist positiv. Das körpereigene Abwehrsystem bewältigt die Infektion in der Regel innerhalb von vier bis fünf Tagen.

Eine Bekämpfung mit Antibiotika ist nicht stets zwingend erforderlich. Antibiotika wirken ausschließlich gegen Bakterien, nicht jedoch gegen Viren. Sie sind daher primär in folgenden Szenarien unumgänglich:

  • bei einer starken Vermutung auf Gruppe A Beta-hämolysierende Streptokokken (GABHS),
  • bei einem festgestellten Vorhandensein von Gruppe A Beta-hämolysierende Streptokokken (GABHS) mittels Abstrich,
  • bei einem Nachweis anderer bakterieller Erreger (wie z.B. Corynebacterium diphtheriae),
  • bei auftretenden Komplikationen, wie beispielsweise einem Peritonsillarabszess.

Lokale Therapien mit betäubenden und desinfizierenden Mitteln in Form von Rachensprays, Pastillen und Gurgellösungen haben bisher keine nachweisbare Wirksamkeit gezeigt. Bei einer drohenden Verengung der oberen Atemwege durch die geschwollenen Gaumenmandeln könnten Kortikosteroide aufgrund ihrer abschwellenden Eigenschaft notwendig sein.

Operativer Eingriff (Tonsillektomie, Tonsillotomie)

Bei wiederkehrenden Entzündungen der Gaumenmandeln oder wenn eine Mandelentzündung mit Komplikationen, wie zum Beispiel beeinträchtigter Atmung oder Nahrungsaufnahme, einhergeht, kann eine chirurgische Entfernung der Mandeln unumgänglich werden (Tonsillektomie). Bei diesem Verfahren werden beide Gaumenmandeln vollständig exzidiert. Der Eingriff wird unter Vollnarkose durchgeführt, und in der Regel ist ein kurzer stationärer Aufenthalt erforderlich. Die Tonsillektomie zählt zu den häufigsten chirurgischen Interventionen überhaupt.

Da die Gaumenmandeln eine bedeutende Funktion bei der Entwicklung des Immunsystems übernehmen, wird in Österreich die vollständige Entfernung der Mandeln, wenn möglich, erst nach Vollendung des sechsten Lebensjahres und nur nach einer sorgfältigen Bewertung von Nutzen und Risiko vorgenommen.

Sind die Gaumenmandeln (oder die Rachenmandeln) erheblich vergrößert und verursachen Atembeschwerden, Schluckprobleme oder Sprachstörungen, kann auch eine sogenannte Tonsillotomie vorgenommen werden. Hierbei wird lediglich ein Teil der betroffenen Mandeln entfernt, wodurch deren immunologische Funktion erhalten bleibt. Dieser Eingriff ist auch für Kleinkinder geeignet.

Wichtiger Hinweis

Bei häufig entzündeten Gaumenmandeln ist eine partielle Entfernung nicht ratsam, da verbliebenes entzündetes Gewebe im Organismus weiterhin Probleme verursachen kann. Eine solche Operation kommt nur in Betracht, wenn die Mandeln zwar stark vergrößert, aber nicht oft entzündet sind.

Mögliche Nachwirkungen des Eingriffs: Blutungen nach der Operation

Bei ungefähr einem bis fünf Prozent aller Patienten, die operiert wurden, treten nach der Tonsillektomie Nachblutungen auf, die mitunter lebensbedrohlich sein können. Diese manifestieren sich typischerweise einen Tag oder etwa eine Woche nach dem Eingriff, wenn sich die an der Operationsstelle gebildeten Wundbeläge ablösen und dabei Blutgefäße verletzt werden.

Solche Blutungen sind durch das Auftreten von Blut im Speichel, Bluthusten, Bluterbrechen oder das Ausstoßen von Blut zu erkennen. Es ist eine umgehende medizinische Intervention erforderlich; wählen Sie die Notrufnummer 144!

Wichtiger Hinweis

Nachblutungen können aufgrund eines erheblichen Blutverlusts oder durch die Beeinträchtigung der Atemwege zu einer lebensbedrohlichen Situation führen.

Empfohlene Vorsichtsmaßnahmen:

  • Nach der operativen Entfernung ist eine Schonungsphase von mindestens zwei Wochen vorgeschrieben. Vermeiden Sie jegliche körperliche Anstrengung und Aktivitäten, die den Blutfluss zum Kopf fördern, wie beispielsweise das Heben schwerer Gegenstände, heiße Bäder, Haarewaschen, sportliche Betätigung oder schwere körperliche Arbeit.
  • Sie sollten keinesfalls für mindestens 14 Tage allein gelassen werden. Dies gilt insbesondere für Kinder, die während dieses Zeitraums (auch nicht kurzzeitig) unbeaufsichtigt bleiben dürfen.
  • Falls Ihr Kind operiert wurde, lassen Sie es während der 14 Tage nach dem Eingriff in Ihrer Nähe schlafen.
  • Es dürfen keine Reisen oder Ausflüge unternommen werden.
  • Präparate, die Acetylsalicylsäure enthalten, dürfen nicht eingenommen werden, da sie die Blutungsneigung erhöhen.

Sollte es dennoch zu einer Nachblutung kommen, ist der Patient/die Patientin unverzüglich so zu positionieren, dass das Blut ausgespuckt oder abgehustet werden kann. Die Atemwege müssen frei gehalten werden, etwaige Zahnprothesen oder loser Zahnersatz sind zu entfernen. Kühlende Umschläge im Nackenbereich sind hilfreich. Es darf nichts oral zugeführt werden!.

Es ist unerlässlich, umgehend die Rettungsleitstelle unter der Nummer 144 zu kontaktieren und den Patienten/die Patientin in das nächstgelegene Krankenhaus, vorzugsweise mit einer Hals-Nasen-Ohren-Abteilung oder einer Kinder- und Jugendabteilung mit angegliederter HNO-ärztlicher Versorgung, zur stationären Überwachung zu bringen.